Foto: Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben
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(19. Dezember 2022) Horgau - Im Rothtal (Landkreis Augsburg) sind im vergangenen Jahr mehrere Maßnahmen umgesetzt worden, die eine zunehmende Verschlammung des Rothsees bremsen sollen. Erreicht werden soll dies unter anderem durch eine Revitalisierung und ökologische Aufwertung der Fließgewässer.
Nachdem in einem ersten Schritt an der Gemeindegrenze zwischen Kutzenhausen und Horgau ein Rückhaltedamm errichtet wurde, verlagerte sich der Fokus anschließend auf die Bäche, die in die Roth münden, welche ihrerseits wieder den Rothsee speist. Der Döllenbach ist auf einem Teilabschnitt aufgeweitet und in einer Schilffläche um einen zweiten Gewässerarm erweitert worden, der künftig als Puffer bei Starkregen dienen soll. Der bestehende Bachlauf blieb erhalten, eine neue Überlaufschwelle soll Sedimente aus landwirtschaftlich genutzten Flächen binden. Am Reichenbach wurde ein Erdbecken angelegt, das nach starkem Regen überschüssiges Wasser auffangen soll. Auch mitgeführtes Sediment soll sich hier künftig ablagern.
„Beide Maßnahmen zielen darauf ab, die Fließgeschwindigkeit bei Starkregen deutlich zu reduzieren“, erläutert Bernhard Bacherle vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben. Die Behörde begleitet das 2015 initiierte „boden:ständig“-Projekt an der Roth fachlich und fördert es finanziell, ebenso wie das Flurneuordnungsverfahren, das für die Umsetzung konkreter Maßnahmen unabdingbar war. An beiden Bächen gingen die Wasserrückhaltemaßnahmen mit einer ökologischen Aufwertung einher: Der Döllenbach wurde auf einer Länge von rund 150 Metern naturnah umgestaltet, der Reichenbach auf etwa 200 Metern. Auf beiden Teilabschnitten wurden betonierte Sohlschalen, mit denen der Gewässergrund ausgekleidet war, entfernt und durch durchgängige Schwellen, Uferabflachungen oder Aufweitungen ersetzt. Zugutekommen soll das verschiedenen Mikroorganismen, die dadurch bessere Bedingungen vorfinden und so im Wasser mitgeführte Nährstoffe bereits in den Bächen abbauen können. Die erwünschte Begleiterscheinung: In den Rothsee gelangen nicht nur weniger Sedimente, sondern auch weniger Nährstoffe, was zu einem Rückgang der Algenbildung führen soll.
Als weitere Maßnahme ist in den vergangenen Wochen nördlich von Auerbach der zum Teil verrohrte Quellbach wieder geöffnet worden. Zudem entstand auf Zusmarshauser Flur ein Sedimentationsbecken. In dieses wurde bereits versuchsweise dem See entnommener Schlamm gepumpt, der – sofern sich die Bodenprobe als vielversprechend erweist – wieder landwirtschaftlich ausgebracht werden soll. 2023 sind aktuell zwei größere Maßnahmen direkt an der Roth geplant: Eine Hochwasserableitung in die Rothwiesen und eine Renaturierung auf Höhe der Kläranlage Horgau. Darüber hinaus hofft Projektleiter Bacherle, dass in den kommenden Jahren noch weitere Gewässerabschnitte in naturnahen Zustand zurückgeführt werden können.