(11. Januar 2024) Mittelneufnach - Weihnachten auf der Baustelle: nicht gerade eine Wunschvorstellung. Markus Schickert musste dieses Übel in Kauf nehmen, als er und seine Frau Eva 2018 ein über 80 Jahre altes Gebäude in Mittelneufnach erwarben und in der Folge von Grund auf sanierten.
„Es gab Tage“, blickt Markus Schickert auf die Hochphase der Sanierung zurück, „da wollte ich mich im Klo einsperren und heulen.“ Und das, obwohl die Schickerts nicht blauäugig an die Unternehmung herangegangen waren. „Wir hatten mit dem Schlimmsten gerechnet“, erzählt der studierte Wirtschaftsingenieur, „und es ist alles eingetreten.“ Das in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtete Gebäude brauchte unter anderem einen neuen Dachstuhl, ein neues Fundament und neue Böden, von denen manche auch nach unzähligen Säcken Estrich schief blieben – ein Makel, mit dem die fünfköpfige Familie bewusst und gut lebt. Genauso wie mit den unterschiedlichen, teilweise eher niedrigen Raumhöhen.
Ein enormer Posten bei der Sanierung war auch der Austausch der Fenster – und von denen gibt es in dem markanten Gebäude am Nordrand Mittelneufnachs 44 Stück. Die alle immer blitzblank zu halten, haben die Schickerts bereits aufgegeben, denn Arbeit gibt es drinnen und draußen auch so genug. Ehe die aus Klosterlechfeld hergezogene Familie das Anwesen erwarb, war es mit einer hohen Thujahecke und Stacheldraht regelrecht verbarrikadiert. Jetzt ist da nur noch ein filigraner Zaun, der gewährleistet, dass Familienhund Moses im Garten frei springen kann.
Finanziell ist die umfassende Sanierung durchaus eine Herausforderung für die Familie, die von Immobilienmaklerin Rita Meitinger auf eine Fördermöglichkeit durch das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben aufmerksam gemacht worden war. Die Behörde begleitet in Mittelneufnach eine Dorferneuerung, in deren Rahmen sie auch Maßnahmen privater Bauherren unterstützen kann. Denn „auch Gebäude, Hofräume und Gärten prägen maßgeblich das Gesicht eines Ortes“, wie Manuel Weigele vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben begründet. „Hinzu kommt, dass die Familie Schickert mit ihrer Sanierung einen Leerstand beseitigt und im nun ausgebauten Dachgeschoss neuen Wohnraum geschaffen hat“, so Weigele. In der Konsequenz können sich die Schickerts daher über eine fünfstellige Fördersumme freuen.
Bereut haben sie ihren Kauf übrigens nie, trotz der zermürbenden Tiefpunkte während der Sanierung. Die Eltern schätzen die Mischung aus Alt und Modern, den „unglaublichen Ausblick“ auf die Staudenlandschaft und den im neuen Haus entspannteren Alltag. Und die Kinder genießen den Platz „und dass sie auch mal laut sein können“, erzählt Eva Schickert, die als Grundschullehrerin weiß, dass Kinder genau letzteres mitunter brauchen. „Ich lieb das Haus schon sehr“, sagt die dreifache Mutter und spricht ihrer Familie damit aus der Seele.
Fotos: Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben, Abdruck honorarfrei